Für viele ist es alles andere als selbstverständlich, allein loszuziehen und in ein fernes Land zu reisen. Auch ich hatte zuerst Bedenken hinsichtlich eines Solo-Urlaubs. Dann entschied ich mich aber doch dafür – und würde es jederzeit wieder tun.

Wenn mich jemand in der Vergangenheit gefragt hätte:„Oliver, wie würdest du lieber reisen, in Gesellschaft oder alleine?“, hätte ich immer die Reise mit Gesellschaft vorgezogen.

Wer alleine reist, so glaubte ich, hätte doch niemanden zum Reden oder um seine Eindrücke und Erlebnisse zu teilen. Es wäre doch sicher irgendwann echt frustrierend, nur alleine unterwegs zu sein.

Sowas passiert im Aufzug!! Crazy waren wir irgendwie alle. :)
Sowas passiert im Aufzug!! Crazy waren wir irgendwie alle. 🙂

So dachte ich immer über das Alleinreisen, bevor ich gezwungen war, es selbst auszuprobieren. Ich betone gezwungen, denn es war zuerst nicht so geplant. Aber eigentlich fing alles damit an, dass ich, nachdem ich bereits mit einer tollen Truppe im Mai/Juni 2015 durch den Westen der USA gereist bin, im Oktober des gleichen Jahres nochmal Lust verspürte zu verreisen. Da ich mich bis dahin immer wegen dem angeblich drückenden Klima davor gedrückt hatte, nach Asien zu reisen, wollte ich mich nun dieser Challenge stellen.

Nach einem Schwätzchen mit Freunden, die bereits wahre Asien Gurus waren, blieb als Essenz und Empfehlung, dass ein Asien Rookie am besten mit Thailand anfangen sollte. Gründe waren eine gute Infrastruktur, viele andere Backpacker also Rucksackreisende vor Ort und ein perfektes Preis-/Leistungsverhältnis. Also war das Ziel gesetzt: Es sollte nun nach Thailand gehen.

Am gleichen Abend setzte ich mich vor den Rechner und wollte mehr über Thailand erfahren. Ich klickte mich also wahllos durch verschiedenste Reiseblogger, die bereits in Thailand gewesen waren und wurde durch deren Berichterstattung und Bilder regelrecht in Thailands Bann gezogen!!

Einfach ein Traum!
Einfach ein Traum!

Traumstrände, kristallklares Wasser, exotische Pflanzen, leckeres Essen – die Zusammenfassung Ihrer Berichte zum Thema Thailand. Mit jedem weiteren Klick wurde der Gedanke an einer kleinen sommerlichen Realitätsflucht kurz vor Weihnachten immer attraktiver.

Ich plante nun also meinen Trip durch Thailand. Mit Bangkok wollte ich starten, aber auch die bekannten Inseln, wie Koh Tao und Koh Samui besuchen. Phuket als Synonym für den thailändischen Tourismus wollte ich auch mal gesehen haben. Ich plante also die perfekte Tour für einen Einsteiger und begann parallel nach Mitreisenden zu Suchen. Wir hatten Mitte Oktober und die Reise sollte Mitte November beginnen.

Doch wenn du spontan gegen Ende des Jahres für knapp 16 Tage wegfahren möchtest und Single bist, stehst du ziemlich alleine da. Die meisten haben unflexible Jobs, Beziehungen, Kinder, ganz andere Vorstellungen, wie ein Urlaub sein sollte oder einfach keine Urlaubstage mehr. Überhaupt schien das Timing zwischen mir und potentiellen Reisebegleitern gerade nicht zu stimmen.

Und so entschied ich kurzentschlossen in einer „Ist mir doch egal“-Laune die Reise alleine anzutreten und buchte den Flug nach Bangkok. Fünf Minuten später fiel mir auf, was ich soeben getan hatte, und wurde nachdenklich.

Doch dann kam eine andere Seite in mir zum Vorschein: Auch, wenn ich die Reise alleine mache, es wird die geilste Reise, die ich jemals angetreten habe.

Am Abreisetag stand ich nun alleine morgens mit meinem Rucksack am Flughafen in Düsseldorf und war bereit mein Abenteuer alleine anzutreten. Gedanken schossen durch meinen Kopf. Ich bin noch nie bis dahin alleine in Urlaub geflogen und nun hatte ich direkt drei Premieren vor mir:

1. Zum ersten Mal alleine in Urlaub zu fliegen

2. Zum ersten Mal Asien zu erleben

3. Zum ersten Mal eine Reise mit dem Rucksack anzutreten

Was für ein krasser Scheiß. Respekt. Worauf habe ich mich da nur eingelassen… *haha

Auf dem Flug nach Abu Dhabi zu meinem ersten Zwischenstopp um dann weiter nach Bangkok zu fliegen, musste ich mich erstmal der Situation bewusst werden, dass ich wirklich alleine fliege. Aus beruflichen Gründen innerdeutsch alleine zu fliegen, ist für mich ein ganz normales Phänomen und dauert in der Regel auch nicht länger als eine Stunde. Bei Fernflügen sieht das dann deutlich anders aus.

Bereits auf meinem Weiterflug von Abu Dhabi nach Bangkok wurde ich viel entspannter. Wenn man gerne mit Menschen in Kontakt tritt und ein wenig kommunikativ ist, kommt man sehr schnell mit anderen Menschen und hier überwiegend fremden Menschen in Kontakt. So saß im Flieger neben mir dieser nette Kamerad, der sich ebenfalls alleine von London auf den Weg gemacht hatte, um den Norden Thailands zu bereisen. Ich sollte auf meiner Reise noch viele weitere Backpacker und Backpackerinnen kennenlernen, die ebenfalls als Alleinreisende unterwegs waren.

Auf Reisen lernt man am einfachsten und am schnellsten immer neue Menschen kennen. Wie diesen Blogger aus England, der den Norden von Thailand für 10 Tage bereisen wollte. Sehr netter Typ.
Auf Reisen lernt man am einfachsten und am schnellsten immer neue Menschen kennen. Wie diesen Blogger aus England, der den Norden von Thailand für 10 Tage bereisen wollte. Sehr netter Typ.

Natürlich nicht nur, denn auch viele Pärchen und größere Gruppen traf ich auf meiner Reise an.

In Bangkok angekommen war ich nun wirklich wieder ganz alleine. Aber der Start wurde mir hier leicht gemacht, denn eine Freundin (Halb Thai/halb Deutsch) wohnte hier, arbeitete als Model und wollte mir Ihre schöne Stadt als persönliche Reiseführerin näher bringen. Ich bekam also einen weichen Start in dieses verrückte Abenteuer, dass ich mir ja letztendlich selbst zu verdanken hatte. Aber ich war froh, dieses Abenteuer angegangen zu sein.

Welcome 2 Bangkok!! :)
Welcome 2 Bangkok!! 🙂

Nachdem ich dann Bangkok in Richtung Süden mit dem Zug verlassen hatte, saß ich nun vollkommen alleine unter Thais. Ich fühlte mich aber nicht einsam oder verloren, denn alle waren einfach nur nett mir gegenüber und schenkten mir ein Lächeln. Ich denke nicht, dass sie nur dachten, dass da schon wieder so ein Depp alleine unterwegs ist. Ich gehe mal stark davon aus, dass die Sympathien echt waren. 🙂 Wenn man zu zweit oder mit mehreren Personen verreist, verliert man sehr schnell den Blick auf das Wesentliche, nämlich was um einen herum passiert. Man konzentriert sich mehr auf die Person bzw. Personen, die man kennt und mit denen man unterwegs ist. Ich musste nun feststellen, als ich da so alleine im Zug saß, dass ich zu einem wahren Beobachter wurde. Ich achtete nun verstärkt auf mein Umfeld. Und diese Veränderung in mir, empfand ich als wahre Bereicherung. Ich drehte einfach den Spieß um und wurde ein Teil des Fremden. Dadurch nahm dieser Umstand alleine zu reisen, eine extrem positive Wendung vor. Ich war regelrecht euphorisch nun viel besser und intensiver das Land zu erleben.

Ich denke, diese Bewusstseinsveränderung hat mich zu einem überzeugten Alleinreisenden gemacht.

In der Verzweiflung auf der Suche nach einem Transfer vom Bahnhof in Chumphon zu meinem Hotel rettete mich ein sehr zuvorkommender Thai. Auf der Fahrt zum Hotel hatten wir auch ohne jegliche Sprachkenntnisse, denn er konnte nur rudimentär Englisch, so viel Spaß, dass zum Ende hin dieses Foto entstand. Diese Irrfahrt werde ich niemals mehr vergessen.

Bei 33 Grad Hitze und dem schweren Rucksack auf dem Rücken suchte ich, der Verzweiflung nahe, eine Fahrmöglichkeit zu meinem Hotel. Dann fand ich einen supernetten Thailänder, der zwar kein Englisch sprach, dem ich aber zu verstehen gab, dass ich nicht mehr wüsste, wie ich zu meinem Hotel komme. Für 400 Baht fuhr er mich dann netterweise dorthin.
Bei 33 Grad Hitze und dem schweren Rucksack auf dem Rücken suchte ich, der Verzweiflung nahe, eine Fahrmöglichkeit zu meinem Hotel. Dann fand ich einen supernetten Thailänder, der zwar kein Englisch sprach, dem ich aber zu verstehen gab, dass ich nicht mehr wüsste, wie ich zu meinem Hotel komme. Für 400 Baht fuhr er mich dann netterweise dorthin.

Auf Koh Tao fand ich sehr schnell Anschluß am Mango View Point zu einer total verrückten Gruppe aus Frankreich. Mit den Meisten bin ich jetzt immer noch befreundet über Facebook.

Die verrückten Franzosen und ich…. :) Eine tolle Truppe. Vive la France!!
Die verrückten Franzosen und ich…. 🙂 Eine tolle Truppe. Vive la France!!

Auf der nächsten Insel, nämlich Ko Pha-ngan, lernte ich per Zufall beim Besuch eines Wasserfalls mitten in der Walachei 2 sympathische deutsche Stewardessen kennen, die hier gemeinsam ihren Urlaub verbrachten.

Bei meinem Abstecher zu diesem Wasserfall liefen mir doch tatsächlichen diese beiden netten deutschen Mädels über den Weg, Nadja und Tina. Die spontanen Begegnungen sind immer die Schönsten.
Bei meinem Abstecher zu diesem Wasserfall liefen mir doch tatsächlichen diese beiden netten deutschen Mädels über den Weg, Nadja und Tina. Die spontanen Begegnungen sind immer die Schönsten.

Und so ging das dann weiter. Man ist einfach nie alleine, auch wenn man alleine verreist. Die Momente, wo man vielleicht auch mal alleine ist, die genießt man dann umso mehr. Man kann selbst entscheiden, wie der Tag aussieht. Und wenn man mit Menschen, die man vor Ort kennengelernt hat, was unternimmt, liegt es bei einem selbst, wie lange man mit Ihnen abhängen möchte, denn man kann sich jederzeit von diesen Menschen wieder trennen und alleine weiterziehen.

Der Tag der Abreise auf Koh Phanghan ist gekommen und ich verabschiede mich nach dem Frühstück noch bei meinem sehr engagierten und sehr sympathischen Frühstücks-Omelette-Zeremonienmeister. Immer ein Lächeln auf dem Gesicht und die Worte mit thailändischem Slang: „Good Morning Sir.“
Der Tag der Abreise auf Koh Phanghan ist gekommen und ich verabschiede mich nach dem Frühstück noch bei meinem sehr engagierten und sehr sympathischen Frühstücks-Omelette-Zeremonienmeister. Immer ein Lächeln auf dem Gesicht und die Worte mit thailändischem Slang: „Good Morning Sir.“
Auf Koh Samui besuchte ich auch direkt einen Facebook Kontakt, der mir bereits vor der Reise vermittelt worden ist. Der liebe Andy betreibt nämlich eine Tauchschule seit 20 Jahren dort. http://www.easydivers-thailand.com/en Und bei meinem Besuch ergriff ich auch die Chance und nahm sein Angebot für einen Tauchschnupperkurs an. Somit stand der erste Tauchgang meines Lebens kurz bevor und somit die vierte Premiere auf meiner Reise.
Auf Koh Samui besuchte ich auch direkt einen Facebook Kontakt, der mir bereits vor der Reise vermittelt worden ist. Der liebe Andy betreibt nämlich eine Tauchschule seit 20 Jahren dort. http://www.easydivers-thailand.com/en Und bei meinem Besuch ergriff ich auch die Chance und nahm sein Angebot für einen Tauchschnupperkurs an. Somit stand der erste Tauchgang meines Lebens kurz bevor und somit die vierte Premiere auf meiner Reise.

Alleine zu reisen bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit und Eintauchen in fremde Welten und Kulturen.

Ich habe die Angst davor verloren, alleine zu verreisen und kann jedem nur ans Herz legen, zumindest einmal im Leben, dieses Abenteuer anzunehmen und den Schritt zur Entdeckung des eigenen Ichs zu gehen. Man wird überrascht sein, wozu man in so einer Situation fähig ist. Ich habe diesen Schritt niemals mehr bereut.

Im Nachhinein kann ich sogar mit Stolz verkünden, ich habe meine drei Premieren erfolgreich bestanden.
Eine vierte kam sogar auf Koh Samui noch dazu. Ich bin zum ersten Mal im Meer mit Sauerstoff tauchen gegangen.