Am Sonntag, den 07.08.2011, abends um 20 Uhr, sprach ich ganz entspannt mit meinem Freund und der NOH-Club- und Event-Legende Stefan Hollenberg für meine Rubrik „Special Friends of uniQue society“ über Skype, während er bei schönstem Wetter auf Mallorca aus seinem Büro Richtung Meer blicken konnte.
„Ich mache keine Events, sondern ich lebe sie!“
NOH-Club-Gründer, Event-Award-Gewinner und Visionär Stefan Hollenberg und die spannenden Geschichten aus seinem Leben. Wie er seinen NOH-Club ins Leben gerufen und weltweit in 22 Jahren zu einer Erfolgsgeschichte gemacht hat. Sven Väth hauste Anfang der 90er in seinem NOH-Tour-Wohnmobil und Armand van Helden, Carl Craig, Derrick May, Tom Novy und Carl Cox sowie viele unterschiedliche Top-Acts wie Manu Dibango und Ronny Jordan spielten das erste mal bei ihm in unserer Region. Weiter geht’s mit der „Klimakette“ und einer Tour durch die Metropolen Europas. Und wieso er auf Mallorca einen nicht funktionierenden Platz zu einem der beliebtesten italienischen Fischrestaurants gestaltet hat. Alles vermischt mit Kunst und „Lebensqualitäten“!
von links: Stefan Hollenberg und Oliver Dohmen
INTERVIEW Oliver Dohmen (alias mr. uniQue)
mr. uniQue: Stefan, versuch dich kurz mal zu umschreiben, für die Leute, die dich noch nicht kennen. Wer bist du und was machst du?
Hollenberg: Mein Name ist Stefan Hollenberg, 43 Jahre alt, geboren in Düsseldorf, in der Flur-Klink in Flingern. Ich war eigentlich immer schon ein Idealist und Visionär in irgendeiner Art. Wenn mich jemand, ob auf Ibiza, in Barcelona, Tel Aviv oder sonst irgendwo fragt: „Wo kommst du her, was machst du, wer bist du?“, dann sage ich: „Ich bin stolzer Düsseldorfer.“ „Und was ist denn so toll an Düsseldorf?“ Dann sage ich meistens: „Das schönste an Düsseldorf sind die Leute selber und der Grafenberger Wald“.. Man könnte sagen ich habe einen Teil meiner Kindheit im Grafenberger Wald verbracht. Meine Eltern hatten ein kleines Schirmgeschäft und mein Vater hat Schirme selber gebaut, als Handwerker auch fürs Opernhaus. Und daher war ich in Düsseldorf viel mit meinen Großeltern unterwegs.
mr. uniQue: Hast du also die kreative Ader von deinen Eltern geerbt? Oder woher kommt bei dir diese künstlerische Wurzel?
von links: Afroditte und Stefan Hollenberg
Hollenberg: Ich kann nicht sagen, ob es von meinen Eltern kommt. Ich denke alles ist eine Entwicklung. Meine Mutter hatte schon immer ein Händchen für Blumen. Als ich noch ein kleines Kind war und die Leute mich gefragt haben: „Was willst du später denn mal werden?“ Die meisten Jungs haben dann in der Regel Lokomotivführer gesagt, wie das Klischee halt so ist. Ich meinte: „Ich möchte Antiquitätenhändler für japanische Kunst sein“. Und da wären wir praktisch bei der Frage, die in jedem Interview kommt, nämlich was heißt „NOH“? Woher kommt „NOH“ und was soll das überhaupt mit diesem „NOH“? Aber zuerst die Antwort auf die Frage, was hat den NOH Club damals so schnell populär gemacht? Als wir damals angefangen haben, gab es z. B. noch keinen „Prinz“. Erst kamen die Magazine „Wiener“ und „Tempo“. Mit denen haben wir dann angefangen zu arbeiten. Und solche Kooperationen waren komplett neu. Als ich angefangen habe, gab es noch nicht einmal die Zusammenarbeit mit Brauereien über die üblichen Werbemittel hinaus. Bitburger war die erste Firma, die die Longneck-Flasche in Szene gesetzt hat. Früher, als wir im Ratinger Hof in Düsseldorf den NOH Club gemacht haben, wurden Rekordumsätze mit Bier in Flaschen gemacht. Da gab es den halben Liter, die großen Dinger noch, und schon relativ teuer mit 5,- DM, denn da musste halt auch immer etwas passieren. An einem Abend hatte ich mal im Ratinger Hof als Opening George Morel, danach Bobby D Ambrosio (Top 3 in den internationalen Charts) und dann live Barbara Tucker mit Band und zum Schluss nochmal als Goody oben drauf kam Roger Sanchez. Und das in dem kleinen Ratinger Hof.
mr. uniQue: Wie hat sich das denn gerechnet bei solchen Top-Stars in dem kleinen Ratinger Hof?
Hollenberg: Ich habe niemals mehr bezahlt für einen Discjockey als 400,- DM bezahlt. Ich wollte eher eine kreative Plattform zur Weiterentwicklung bieten. Und aus vielen die dies verstanden haben ist ja wirklich in jeder Hinsicht einiges geworden. Armand van Helden hat in einer kleinen Pension gewohnt direkt in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Da habe ich ihn abgeholt, denn er ist mit dem Zug von irgendwoher von einem anderen Gig gekommen und dann sind wir in Düsseldorf im Nudelhaus Su Nuraghe am Wehrhahn Essen gegangen. Mit Armand van Helden, der für Madonna und etliche Stars produziert hat ist heute mittlerweile für unter 20.000 € eigentlich nicht mehr zu bekommen. Nur ich finde diese Geschichte mit den hohen Geldern nicht mehr normal. Ich würde mich als Philosophen und nicht als Besserwisser bezeichnen, aber ich finde diese ganze Entwicklung unnatürlich. Die Fußballer bekommen Millionen und dies und das und andere Leute verhungern in Afrika. Wo soll die Motivation herkommen, Tag und Nacht arbeiten zu gehen und dann um die 1.500,- € zu verdienen und andere Leute bekommen Millionen hinterhergeschmissen. Es gibt immer Ausnahmesportler, aber diese exorbitanten Summen haben keinen Sinn und tuen der Gemeinheit nicht gut.
mr. uniQue: Kommen wir doch wieder zu deinen Anfängen zurück. Was war das Besondere an deinen Events?
Hollenberg: Ich habe angefangen mit diesen Veranstaltungen, diesen funky Clubgeschichten, mit Liveacts, mit Erlebnissen, zum Beispiel ein Büffet zu machen, es auf die Tanzfläche zu fahren, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ zu spielen, wo alle Leute denken „Der hat sie nicht mehr alle“ und dann stehen sie alle da und haben getanzt vorher und dann fährt aus allen Ecken auf die Tanzfläche ein Büffet raus, das jeder ein Häppchen nimmt und dann ging es weiter mit House- oder Funkymusic. Es geht für mich bei den Events, und da bin ich wirklich, ohne arrogant zu klingen, einer der wenigen, die das kennen, immer um was Besonderes, so dass die Leute nach Hause gehen und sich sagen „Das war eine geile Nummer.“, „Da denke ich noch lange dran.“, „Das hat sich gelohnt, auch wenn ich heute mal etwas mehr über die Stränge geschlagen habe. Das war sowas.“, „Okay, ich benehme mich jetzt wieder zwei Monate und warte, bis bald wieder NOH-Club ist. Und egal wo der ist, ob im Hafen hinter einer Halle, in Flingern unten im Bunker, im Grafenberger Wald auf der Pferderennbahn oder im Kunstpalast.“ Es ging nicht darum. Die Leute wussten immer, der NOH-Club ist eine Bank. Die Leute, die zum NOH-Club kommen, wussten, da sehen sie immer wieder die guten Leute – ich habe früher natürlich immer einige Pluspunkte gehabt, wo die Menschen sich gefragt haben: „Wo kriegt der Hollenberg diese Leute her?“
Ich habe parallel zu Düsseldorf den NOH-Club auch in Amsterdam zelebriert. Mit dem verstorbenen Manfred Langer, von Europas Studio 54 dem it. Amsterdam war immer eine Hochburg von mir. Da habe ich echt gute Freunde. Da kannst du mich mit verbundenen Augen durch die Grachten schicken und ich zeige dir ein anderes Amsterdam mit verbundenen Augen. Genauso wie in Barcelona oder auf Ibiza und Mallorca. Da der NOH-Club in diesen Städten bis heute sehr beliebt ist, hatte ich immer exotische Besucher. Aus Amsterdam kamen die Fans sogar mit Bussen nach Düsseldorf und irgendwann kamen dann immer diese ausgeflippten und absolut guten Leute da rein, die in Düsseldorf noch nie einer gesehen hatte. Eine Party, eine Location, ein Act – hohl den größten DJ der Welt, – eine Party ist immer nur so gut, wie die Leute, die die Party machen und die Atmosphäre mit dem Gesamtbild harmoniert.
mr. uniQue: Man merkt dir die Leidenschaft in dem, was du tust, richtig an. Du hast doch auch als einziger jemals im Rheinufertunnel in Düsseldorf eine Party gemacht. Wie kam es denn dazu?
Hollenberg: Du merkst ja, mit wie viel Enthusiasmus ich davon erzähle, und es gleichzeitig lebe. Die Headline könnte bei mir sein „Ich mache keine Eents, sondern ich lebe sie!“. Bei jedem Projekt, was ich gemacht habe, habe ich es immer vorab und währenddessen gelebt. Ich meine, heute ist es leider viel zu schwer geworden trotz jeglicher Sicherheit außergewöhnliche Plätze so wie es früher war zu bekommen. Ich kenne bis heute sozusagen jede Location in Düsseldorf und Umgebung vom Pförtner bis zum Inhaber. Ich habe den Rheinufertunnel bekommen, was bis dahin unmöglich war. Warum habe ich den Rheinufertunnel bekommen, um da eine Veranstaltung zu machen? Weil ich das einfach als eine außergewöhnlichsten Locations in Düsseldorf gesehen habe. Und ich bin zum entscheidenden Ingenieur Prof. Dr. Wahser, der am Rheinufer in Düsseldorf sein Architektenbüro hatte, denn er war praktisch der Erbauer des Tunnels. Und ihn habe ich halt ausfindig gemacht und dann damals durch ihn den Rheinufertunnel bekommen und das war in Düsseldorf der absolute Mega-GAU, weil dies jeder für unmöglich hielt. Ich habe ihn dennoch bekommen und das Riesenevent dort ohne Probleme sicher durchgeführt. Ich kann stolz sagen, dass in über 22 Jahren Veranstaltungen bei mir noch nie jemand verletzt worden ist oder in eine risikoreiche Situation gekommen ist. Wir hatte ja auch genug Gesetzesänderungen nach dem Flughafenbrand in Düsseldorf 1996 und jetzt nach der Loveparade Tragödie ist auch wieder alles anders. Aber das ist verständlich. Man sollte nur nicht immer alles über einen Kamm schären. Ich finde strenge Gesetze zur Sicherheit der Besucher jedoch gut. Wenn ich Kinder hätte und ich wüsste, die gehen jetzt auf irgendeine Party von Veranstaltern, wo ich jetzt keine Namen nennen möchte, die Chaoten sind, denen das völlig egal ist und die sogar noch den Notausgang vollräumen, muss ich echt sagen, ich finde das sehr wichtig, die Sicherheit geht über alles. Wie willst du was planen, wenn du das nicht in den Vordergrund stellst? Der Rheinufertunnel war eine außergewöhnliche Geschichte, war mit dem Team und der Erfahrung jedoch gut zu machen. Es waren immer Leute da, die nur dafür da waren, um zu schauen und zu gucken, wie ist die Situation, wie voll ist es. Und so haben wir schon Anfang der 90er gedacht. Und wenn Leute jetzt zwanzig Jahre später sowas wie die Loveparade passieren lassen – wie kann das sein, dass da eine Million Menschen in so einen kleinen Tunnel in einen Eingang reingeschickt werden sollen, der auch gleichzeitig der Ausgang ist? Bei allem, was ich je gemacht habe, ob Veranstaltungen nur mit ein paar hundert Leuten, haben wir immer schon Absperrgitter/Wellenbrecher eingesetzt und den Eingang und Ausgang separat getrennt. Wie können hundertausende Menschen in einen Tunnel geschickt werden, ohne jegliche Wellenbrecher? Auf jedem Konzert gibt es diese „Barriers“, d. h., wenn die Leute von hinten drücken, dann enden sie vor diesem Gitter und können nicht weiter nach vorne drücken sondern gehen rechts oder links weiter. Das sollte eigentlich jeder wissen, der Veranstaltungen macht. Bevor jemand Veranstaltungen machen darf, sollte er Kurse zum Thema Sicherheit und Veranstaltungsdenken allgemein besuchen. Eine Art Event-Führerschein wäre bestimmt auch nicht schlecht.
mr. uniQue: Kommen wir nochmal darauf zurück, dass du dich als Visionär und Autodidakt bezeichnet hast. Kannst du hier nochmal etwas genauer drauf eingehen?
Hollenberg: Ich war auf dem Gymnasium und habe dort die Schülerzeitung gemacht. Habe also schon sehr früh damit begonnen journalistisch tätig zu sein und auch Geld zu verdienen. Bin mit dieser Schülerzeitung rumgelaufen und habe meine Anzeigen verkauft und habe halt den Gewinn dieser Anzeigen in der Druckerei direkt in Plakate investiert. Die Plakate hatte Aussagen wie „Wenn wir wollten, könnte die Sahara blühen“ und „Die Militärausgaben eines einzigen Tages können alle hungernden Menschen dieser Welt für ein ganzes Jahr ernähren“. Und das habe ich damals schon nicht verstanden. Mittlerweile gibt es eine Milliarde hungernde Menschen!
mr. uniQue: Was hast du nicht verstanden und wie wolltest du persönlich etwas dagegen damals unternehmen?
Hollenberg: Das passt natürlich zu der Frage, die mir immer gestellt wird, wie bin ich damals auf die Idee mit dem NOH-Club gekommen? Ich habe damals schon immer nicht verstanden, wie kann es sein, dass wir hier sitzen und Essen wegschmeißen und woanders sehe ich Frauen mit großen Bäuchen und Kinder die verhungern. Und da habe ich immer versucht als Ventil, was kannst du am besten, um vielleicht irgendwann nur in deinem bescheidenen Leben irgendwas dazu beizutragen, irgendetwas davon vielleicht zu verändern bzw. irgendwelche Leute zu berühren, damit es anders wird. Und es wurde halt relativ schnell klar, schon in den Jugendjahren, dass ich ein Gefühl für Details habe. Also manche Leute denken, ich wäre ein grober Typ, halt der Elefant im Porzellanladen, aber ich bin eigentlich sehr sensibel und habe ein Gefühl für Kleinigkeiten und diese machen das Leben manchmal aus. Und von der Schülerzeitung einige Schritte weiterzugehen, kam halt 1985 Live Aid von Bob Geldof, eines meiner Vorbilder. Mit Live Aid `85 habe ich den Startschuss gegeben, mir zu sagen, das ist mein Ding, mein beruflicher Lebenssinn. Das mache ich, denn das kann ich und ich will irgendwann soweit kommen, dass ich diese Popularität nicht für mich, sondern für andere einzusetzen ist. Weiterhin manchen Leuten eine Art Spiegelbild zu geben und zu sagen: „Da kann man doch irgendetwas machen.“ Und wenn jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten, irgendwas dazu gibt und wenn zum Beispiel Leute eine Bäckerei haben und sich sagen: „Das Brot, was nicht verkauft wird, das geht an die armen Leute“, dann ist das schon was. Und durch Live Aid kam ich dann auf den NOH-Club.
mr. uniQue: Und wie kam dann die eigentliche Idee zur Erschaffung des NOH Clubs? Das war doch nicht allein der Moment von Live Aid, weil du das im Fernsehen gesehen hattest, oder?
Hollenberg: Nein, denn das ist ja ein Prozess. Ist ja nicht so, du sitzt da irgendwo vorm Fernseher und siehst das und sagst dir: „Okay, jetzt mache ich den NOH-Club.“ Das ist ja eigentlich von meiner Kindheit schon immer so eine Geschichte gewesen, dass ich gesagt habe, wie kann das denn alles sein, was ist denn wichtig im Leben. Wichtig im Leben ist doch, wir leben alle auf einer Erde. Und das war halt immer schon so, weil ich immer versucht habe, mit meinem Leben etwas auszudrücken, nicht einfach nur, ich mache jetzt irgendeine Sache und dann ist gut, sondern ich habe versucht. Nur die Idee des NOH-Clubs ist halt ein Prozess von meiner Kindheit bis heute und ich hatte immer einen Hang zum Japanischen. Ich fand die Kultur, die Bescheidenheit und die Disziplin dieser Menschen toll. Mein Ventil „NOH-Club“ war ja immer nur die Geschichte, um etwas zu sagen und vielleicht einmal ein so riesiges Event wie Bob Geldof zu machen, stand nicht im Vordergrund. Und dennoch war es ja damals fast soweit, 15 Jahre NOH-Club, die neue Düsseldorfer Arena, wo die Stadt wollte, dass ich große Namen bringe, wie Robbie Williams usw., wo eine Megaveranstaltung im Raum stand. Das alles war dann damals eine komische Geschichte. Nur ich habe dann gesagt: „Okay, wenn ich das jetzt mache, ich zieh‘ das durch, was ich sage, und das mache ich immer, aber auf Kosten meiner Gesundheit.“ Und ich weiß nicht, ob das gut gegangen wäre. In Indien habe ich schon die ersten Events im Dschungel miterlebt. Die haben dort Musik mit Walkmans gemacht, indem die Tapes übereinander geschnitten wurden und dann Lichteffekte in den Dschungel reingestrahlt. Einfach nur Licht an/aus. Das Besondere war einfach immer diese Atmosphäre. Das ist heute immer noch das Besondere. Es ist egal, ob ein bekannter internationaler Top-Act auflegt oder irgendein DJ den noch nie einer gehört hat. Das bringt alles nichts, wenn der Rahmen und die Atmosphäre nicht stimmen. Die Menschen und die Atmosphäre waren für mich immer die besonderen Bestandteile. Dann habe ich angefangen Anfang 1989 meine erste NOH-Club-Veranstaltung umzusetzen und habe bereits bei der ersten bei den Leuten so eine Erwartung geweckt, dass der NOH-Club für sie das Ding war. Da hat sich jeder freigenommen am nächsten Tag und ist in seinen besten Klamotten gekommen. Und mit dieser Erwartung und diese dann auch erfüllt zu haben, wurde es auch zu diesem Highlight und zu etwas Besonderem. Und wir haben uns danach auch von nichts abhalten lassen, wo andere Leute schon gesagt haben: „Okay, es soll nicht so sein.“ Alles was danach passiert ist und wo jeder gesagt hätte „Jetzt hören wir aber mit der Sache auf“, haben wir immer weiter gemacht. Es kamen natürlich auch Einflüsse durch das Reisen hinzu. Da ich in Amsterdam und London aktiv war, habe ich dort neue Leute kennengelernt, Talking Loud, Ronny Jordan mit Band, den ich auch später nach Deutschland geholt habe. Genauso wie Manu Dibango. Damit ist der NOH-Club zu einer einzigartigen Geschichte gewachsen.
mr. uniQue: Wie bist du denn jetzt eigentlich auf den Namen „NOH“ gekommen, bevor ich dich auf jeden Fall nochmal auf die Geschichte mit Sven Väth anspreche?
Hollenberg: „NOH“ – ich habe halt immer was gesucht, um mit dem Namen auch das Programm auszudrücken. Ich wollte halt nie sagen, dass ich Partys mache, obwohl ich ja Partys mache, auch wenn es künstlerische Partys sind. Ich will damit was anderes ausdrücken, denn „Partys“ ist ja sehr weit ausgedrückt. Und „NOH“ kommt von dem japanischen „NOH Theater“, von diesem japanischen Maskentheater, was übrigens das älteste Theater der Welt ist. Und das heißt übersetzt „Tanz, Musik und Theater“ und das war genau das, was ich machen wollte. Deshalb auch immer diese Bühnenbilder auf meinen NOH-Club-Events, diese Performances anstatt Gogo-Dance, also keine halbnackten Mädels, sondern eine Performance, die auch im Rahmen der Party einen roten Faden hat.
mr. uniQue: Wie war das denn damals mit Sven Väth und dir? Er war ja da auch wie du noch ganz am Anfang seiner Karriere.
Hollenberg: Viele waren noch am Anfang, auch Sven Väth. Meine erste Deutschlandtour hat im Mai 1991 begonnen. Wir waren zum Beispiel in München, im „Babalou“ auf der Leopoldstraße, dann waren wir in Frankfurt im „Omen“ bei Sven Väth. Zu der Zeit habe ich ja selber noch Diskjockey und Musik gemacht, meistens zusammen mit DJ Pippi aus Ibiza, ein guter Freund von mir. Ein wenig übernommen hatte ich mich dann in Hamburg, da hatte ich das „Traxx“ und die Deichtorhalle auf einmal und am nächsten Tag war dann in Berlin das „Ectasy“ gebucht. Ich hatte damals gedacht, Hamburg und Berlin sind ja irgendwie nebeneinander und dann machen wir das halt zusammen. Und dann kam der Sven nach Hamburg mit dem Zug und hat in dem Wohnmobil von uns mit gehaust und man hat halt schon damals gesehen, dass der Sven schon einer der besten ist. Er war halt immer schon mit viel Ausstrahlung und als er im „Traxx“ aufgelegt hat, hat der gesamte Club getobt. Und nebenan hatte ich halt meinen Freund Jacques Anicet in der Halle sitzen, keiner ist da hingegangen und da habe ich zu Sven gesagt: „Sven, wir müssen da was machen, ich will, dass die Leute den Jac hören.“ Da hat er einfach auf „Stopp“ gedrückt bei der Platte und gesagt: „Ladies and Gentlemen, nebenan spielt ein supergeiler Typ. Ich höre mir den jetzt an, wer will kommt mit mir rüber und wer nicht, ich fang‘ wieder nach dem Konzert an, dann mach‘ ich weiter und solange machen wir hier Pause.“ Da sind wir rübergegangen und alle sind mitgegangen. Und das war halt Sven Väth. Und Sven Väth hat sich auch mit mir ins Wohnmobil gesetzt und da haben wir einfach zusammen Bohnen gegessen. Das war alles halt eine ganz andere Nummer. Das war alles noch natürlich. Was heute nicht mehr meiner Meinung nach der Fall ist.
mr. uniQue: Inwiefern hat sich der NOH Club in den letzten 22 Jahren verändert? Oder hat er sich vielleicht auch gar nicht verändert?
von links: Rolando Villazon und Stefan Hollenberg
Hollenberg: Also: Erstmal jeden Tag und jedes Jahr verändert sich irgendwas. Wenn wir jetzt über Veränderungen reden, die ich mitgemacht habe, dann würde das Interview mindestens drei Tage und Nächte dauern. Also, ich habe ja nicht nur davon gelebt, dass ich immer die tollsten Locations, immer ein nettes Programm oder gutes Personal hatte, sondern es war ein Zusammenspiel. Bei uns gab es auch immer eine andere Türpolitik. Es war und ist nicht so, dass jemand, der zu dick, oder zu klein oder zu groß war, nicht reinkam oder weil er irgendwie die falschen Schuhe anhatte. Bei mir kamen immer die netten Leute rein, denn Paradiesvögel hatte ich sowieso immer genug. Bei mir konntest du die normalsten Leute reinschicken und dann sagten die: „Boah, da war ich auf der besten Szeneparty.“ Viele andere Events haben „Schuhkartonpolitik“ am Eingang betrieben. „Wir wollen nur Schickimickis“, „Wir wollen nur Rocker“, „Wir wollen nur dies oder das“ und bei mir war einfach gemischt und nett. Entwicklungen gab es bei mir natürlich damals auch schon, zum Beispiel habe ich mit meinen Leuten einmal in der Woche zusammengesessen und wir haben Personalschulung gemacht und dann habe ich gesagt: „Wenn der dicke Dieter aus Düsseldorf hereinkommt und immer seinen Gin Tonic so trinken will, der darf ihn nicht bestellen. Wenn der Mann da rein kommt, sobald ihr ihn erblickt habt, egal was ihr gerade für eine Bestellung habt, geht ihr hin und macht den Gin Tonic so, wie er ihn will und wenn er an die Bar gelangt ist und sich da hinsetzt und bestellen will, bekommt er seinen Gin Tonic da hingestellt.“ Und das hat natürlich großen Eindruck gemacht, weil die Leute gemerkt haben: „Ich bin hier zu Hause, ich bin hier in einer Familie und ich bin nicht irgendwo eine Nummer im Club, die hinkommt und irgendwas bezahlt – die Leute haben mich registriert.“ Das ist eine sehr wichtige Sache. Heutzutage wird nichts mehr viel registriert. Heutzutage wird nur noch mit Schema F durchgegangen. Es hat mindestens 100 Veranstalter gegeben, in meiner Zeit, die ich erlebt habe, die gesagt haben: „Ich mache jetzt erstmal mit Partys das Riesengeld. Da wenn ich wie folgt rechne: 1000 Leute, die zahlen 15 Mark Eintritt, das sind 15.000 Mark und dann mach‘ ich noch eine gute Gastronomie dazu, mache ich 30.000 Mark, gehe nach Hause und bin steinreich.“ Daraus wurde aber nichts. Wenn du anfängst, Veranstaltungen zu machen und das nur fürs Geld, dann kann das nichts werden und nie mein Ansatz. Es war immer eine Gefühlssache. Statt ans Geld zu denken habe ich viel Zeit verbracht außergewöhnliche Locations zu suchen, immer wieder diese neuen DJs oder Musiker zu finden, Trends, Dekos oder Farben zu entdecken oder zu verarbeiten. Da war für das kaufmännische vorab nicht soviel Zeit. Ich habe das gemacht als Lebensgefühl und ich habe es gelebt. Ich bin ein spontaner Mensch. Wenn irgendwas schief läuft, kann ich so viel besser darauf reagieren, als jemand der das einfach nur durchplant, nach Zahlen und einem fertigen Plan, denn im Endeffekt ist ein Event eine Gefühlssache.
mr. uniQue: Über den NOH Club gibt es ja sogar einen Kinofilm. Wie ist es dazu gekommen?
Hollenberg: Das war ein richtiger 90-Minuten-Kinofilm. Ich habe von der ersten bis zur letzten Party bisher jede Veranstaltung filmen lassen. Bei der ersten Party waren es noch so VHS-Tapes. Und ich hatte nach all den Jahren soviel Filmmaterial von der ganzen Entstehung und alle Leute haben mich immer wieder angesprochen: „Ich möchte gerne mal etwas sehen!“ Und natürlich war nie die Zeit, um den Leuten irgendwas davon zu zeigen, geschweige denn, ihnen das Material zu geben. Und somit ist daraus die Idee entstanden, wir gehen jetzt hin und machen daraus einen richtigen Film und bringen ihn auch ins Kino. Im Savoy Theater in Düsseldorf war die Premiere und eine Megasache.
mr. uniQue: Der Punkt Familie bedeutet für dich sehr viel, oder? Sogar soviel, dass sogar dein Vater dich tatkräftig beim NOH Club unterstützt hat. Stimmt´s?
Hollenberg: Natürlich, Familie ist eigentlich das Wichtigste und ich hätte gerne auch persönlich eine Familie und sehne mich sehr nach einer Beziehung, um eine Familie zu gründen, aber man kann nichts erzwingen im Leben und für mich ist der größte Traum, mit der richtigen Frau eine Familie zu gründen. Aber auch ich habe meine Familie und meinen Vater und meine Mutter schätze ich sehr. Mein Vater ist so halt das laufende Lexikon, er weiß alles und ich sag‘, er weiß immer alles besser. Er ist halt ein Kulturmensch, er lebt sein Leben in Oper und Musik. Mein Vater hatte z. B. beim NOH Indian Summer Dream Event zum fünfzigjährigen Jubiläum der Naturbühne „Blauer See“ in Ratingen mitgemacht und da war richtig was los. Wen willst du da besser an die Kasse setzen als meinen Vater? Mein Vater macht das gerne, hat damit aber aufgehört, weil er gesagt hat: „Ich mach‘ das nicht mehr wegen deiner bescheuerten Gästeliste, das kann ich nicht ertragen.“ Ich habe eine Sache an der Naturbühne „Blauer See“ erlebt, ich bin zufällig ins Kassenhäuschen reingekommen und stand sozusagen hinter meinem Vater und der musste sich mit den Leuten rumärgern, die angeblich auf der Gästeliste standen. Da kam ein Typ an und meinte nur: „Ich stehe auf der Gästeliste.“ Wenn heutzutage jemand auf der Gästeliste steht, frage ich immer nur noch: „Von wem bist du auf der Gästeliste?“ Und mein Vater sagte zu dem Typ: „Von wem sind sie denn auf der Gästeliste?“ Da sagte der: „Ja, ich bin der Bruder vom Stefan!“ Da sagte mein Vater: „Darf ich vorstellen: Ich bin der Vater!“
mr. uniQue: Wie du weißt, stehe ich kurz vor dem Relaunch von uniQue society und plane zum Ende des Jahres den Start meiner Clubtour.
Hollenberg: Also, am 31. Oktober ist der NOH-Club in der „Nachtresidenz“ (Düsseldorf) und da könnten wir ja eigentlich eine schöne Sache finden, womit du dich mit uniQue society auch gut präsentieren könntest.
mr. uniQue: Das passt ja perfekt, denn so kann ich in Ruhe meine eigene Clubtour mit einer geilen Launch-Party für Januar planen.
Hollenberg: Ja, ich kann dir gerne dabei behilflich sein mr. uniQue: Vielen Dank. Und wir kennen uns ja auch schon ein paar Jahre. Somit würde ich mich sehr freuen und geehrt fühlen, wenn ich bei der Planung meiner Clubtour auf deine Unterstützung und deine Kontakte zählen dürfte. Hollenberg: Natürlich, kannst du jederzeit.
mr. uniQue: Danke, Stefan. Kommen wir nun zu einem anderen Thema, nämlich zu deinem aktuellen Projekt mit dem Namen „Die Klimakette“. Was hat es damit auf sich?
Klimakette – Aktion in Mexiko, 24.09.2011
Hollenberg: „Klimakette“ ist das Projekt, was schon wieder damit in Verbindung zu bringen ist mit dem Anfangsprojekt, was für die Welt zu tun. Bob Geldof ´85, Vorbild Karl-Heinz Böhm, der Mann, der zu „Wetten, dass …?“ gegangen ist und gesagt hat: „Ich wette, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark für notleidende Menschen in der Sahelzone spenden würde.“ Er versprach, dass er selbst nach Afrika gehen würde, um zu helfen, wenn er die Wette verliere. Er gewann und es kamen rund 1,7 Millionen DM zusammen. Nach der Sendung flog er dennoch im Oktober 1981 mit dem Geld erstmals nach Äthiopien und gründete im November 1981 die Hilfsorganisation Menschen für Menschen. Karl-Heinz Böhm ist für mich das größte Vorbild, die Person weltweit überhaupt, die was auf den Weg gegeben und selber in Angriff genommen hat. Und „Klimakette“ ist nicht nur ein Projekt das ökologische Klima unsere Welt zu verbessern, sondern auch das soziale Klima. Die Headline von dem Ganzen ist „Jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten irgendetwas tun“ und damit ist eigentlich alles schon zur „Klimakette“ gesagt und den Rest kann man auf der Website sehen. Man muss die Welt nicht neu erfinden, man kann aber im Rahmen seiner Möglichkeiten einiges bewegen und anderen einen Anstoß geben. Ich habe auch internationale Leute, wie Kevin Costner dabei die wie viele gute Menschen von Düsseldorf bis Mexiko die Initiative unterstützen.
mr. uniQue: Dann wünsche ich dir für die „Klimakette“ auf jeden Fall erstmal gutes Gelingen. Hast du auch noch andere Projekte, die du für die Zukunft planst oder ist die „Klimakette“ nun das einzige Projekt?
Hollenberg: Die „Klimakette“ ist mein Hauptprojekt und nächstes Jahr wird es mit dem NOH-Club 2012 wesentlich mehr Veranstaltungen geben. Und parallel zu Düsseldorf wird es auch international Events geben und als mein zweites Standbein in Deutschland wird Hamburg mit meinem Freund René Behrens.
mr. uniQue: Wieso jetzt zweites Standbein in Hamburg? Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Hollenberg: Düsseldorf ist ja die Basis. Ich bin Düsseldorfer und es ist meine Stadt. Und da wird es mehr geben als bisher. Und weiterhin wird in Hamburg was mit dem NOH-Club passieren. Zwei Veranstaltungen für nächstes Jahr. Und international wird wieder mehr laufen. Anstatt jetzt langsam zurückzufahren, werden wir nochmals einiges bewegen.
mr. uniQue: Und nun meine allerletzte Frage an dich: Ich habe gehört, du hast auf Mallorca ein Fischrestaurant gekauft. Stimmt das und was ist an der Geschichte dran?
Hollenberg: Nein, das stimmt nicht. Das ist einer meiner Lieblingsläden gewesen, aber der Laden war kaputt, er war am Ende. Und dann kam noch dazu, dass eine meiner guten Freundinnen die Chefredakteurin des „Mallorca Magazins“ ist, irgendwann mal geschrieben hat: „Bei meinem Lieblingsitaliener war jetzt schon zum zweiten Mal samstags kein Mensch da und der wird wohl jetzt zu machen müssen.“ Und ich habe dem lieben Lorenzo immer gesagt, dass es so nicht weitergehen kann. Von außen her war das schon eine Katastrophe. Aber er hat halt die besten Spaghetti und immer guten Fischgerichte gezaubert. Und ich habe es nie verstanden: Wie kann jemand an einen so schönen Platz von Mallorca sein, in Palma Ciudad Jardin, das heißt „Die Gartenstadt“, am Meer und nichts daraus machen? Da kamen Leute rein, um zu fragen, ob man den Laden kaufen kann, anstatt zu denken, es wäre ein gut gehendes Restaurant. Da habe ich gesagt: „Lorenzo, ich möchte Dir helfen und mache dir hier was raus.“ Da habe ich angefangen und nicht mehr aufgehört und zwei Monate lang diesen Laden umgebaut. Und das „ALMARE“ ist jetzt einer der Top-Läden auf Mallorca und brummt seit anderthalb Jahren und die Leute lieben ihn. Es war schön für mich sein Engel in seinem Leben gewesen zu sein.
mr. uniQue: Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deinen Projekten und bedanke mich für das schöne Interview.
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